Freunde sind etwas anderes als eine unbegrenzte Anzahl von mit Namen versehenen quadratischen Kästchen, die mit einem Foto, Zeichnung o.ä. sich näher beschreiben. Es gibt auch „Freunde“, die Pseudonyme verwenden und Fotos posten, die keine Identifizierung im herkömmlichen Sinn ermöglichen. Das Internet im Allgemeinen und Facebook im Speziellen bietet hervorragende Möglichkeiten der De-Identifikation. Günter Grass gehört noch jenem Menschen-Typ, der als Künstler und Schriftsteller das Abenteuer „Identität“ sucht und findet – aber unter seinem richtigen Namen. ANDERERSEITS, trotz berechtigter Kritik an Facebook u.a.: Bestimmte Foren ermöglichen mir mit geringem Aufwand Kontakte und Publikationen. Ich habe weder Verlag noch Film-Gesellschaft noch Partei, die Lobby-Arbeit für mich betriebe. Durch facebook kann ich Texte, Filme, Bilder versenden – und erfahre schnell Reaktionen. Das ist meiner Arbeitsweise förderlich. ** Es fällt mir schwer, Maß zu halten. Ich beobachte bei mir Suchtverhalten. Jeder Erfolg schreit nach MEHR. Ich habe die Möglichkeit, mein stark ausgeprägtes Gerechtigkeits-Empfinden und meine Super-Sensibilität mit Texten und Video-Botschaften versehen auf die Reise zu schicken. Und deshalb werde ich langsam zum FAN von Facebook. Auch wenn ich dort ab + zu gesperrt werde. * Über welche Medien könnte ich zB so einfach gegen den Strafbefehl über 600 € protestieren, der mir von der Hamburger Staats-anwaltschaft zugesandt wurde! ?? * Ich gewann viele FB-Freunde durch die Facebook-Gemeinschaft „Wir lesen „Deutschland von Sinnen“, jenes Buch von Akif Pirincci, das der Autor wie eine saftige Ohrfeige dem rot-grünen Establishment auf die Backen knallte, rechts und links. Einfältige Menschen behaupten, solche Ohrfeigen würden braune Flecken hinterlassen. Falsch! Sie hinterlassen eine Palette von Farben, denn der Dichter Akif Pirincci weiß mit Farben und Farbtönen umzugehen – auch wenn er bisweilen GROB zuhaut. *** Sonntag, 22. Februar Meine FB-Community ist auf 666 Freunde angewachsen. Inzwischen gibt es auch erste Freundschafts-Aufkündigungen. Einigen werde ich „zu rechts“. Als Beweis nehmen sie Statements von mir zu „PEGIDA“. Ich finde es eine Frechheit und typisch für den in diesem Land herrschenden Zeitgeist, daß von Politikern und Massen-Medien Pegida-Demonstranten pauschal als „Nazis“, „Rassisten“, „braun“ usw. diffamiert und lächerlich gemacht werden. Meinungsfreiheit? Demokratie? Die Freiheit Andersdenkender? Ein FB-„Freund“ postete heute zu einem Beitrag von mir: „Ist schon Erstaunlich wie du von PEGIDA über die AfD zur Linken postes! Mit Verlaub, ernst nehmen kann man(n) das nicht!“ Diese Person ist in der Vorstellung befangen, ein Mensch müsse ENTWEDER links ODER rechts sein. Und könne nicht sowohl „Rechte“ als auch „Linke“ kontaktieren. Dieser „Freund“ kapiert nicht, daß jeder Mensch zu jedem Anderen Kontakt aufnehmen und posten kann, egal welcher Religion, Ideologie, Hautfarbe er angehört. Ich nutze Facebook und Facebook-Freundschaften, um Fotos, Videos, Texte usw. zu verschicken. * 20. März, mein 63. Geburtstag. Es sind schon knapp 40 Glückwünsche via Facebook eingegangen. Mein Freundschaften-Account zeigt die Zahl 750. Die mediale Distanz durch das Internet hat Nach-, aber auch Vorteile. Freundschaft hat nach wie vor einen sehr hohen Wert, auch wenn durch inflationären Gebrauch der Begriff ausgehöhlt wird. Das „Echte“ bekommt durch die Welt des Internet noch einmal eine besondere, komplizierte Bedeutung.
Raimund Samson