COMPACT ist eine linke-linksradikale Zeitschrift, die die Verhältnisse in diesem Land kritisch hinterfragt. Sie steht der in Deutschland auf wirtschaftlichem, militärischem und kulturellem Gebiet deutlich spürbaren Unterordnung unter die USA ablehnend gegenüber. Der geopolitische Kurs ist rußlandfreundlich. Diese Orientierung war jahrzehntelang Tradition bei einem Großteil der deutschen Linken, ist aber mittlerweile in Verruf geraten. Und noch etwas ist ein bisschen anders als im linken und linksliberalen deutschen mainstream. In COMPACT werden Themen wie AfD, Asylpolitik und Pegida nicht mit der Kneifzange angefasst, sondern realpolitisch gesehen. Für links-paranoide Zeitgenossen rückt das Blatt damit in die Nähe von rechtsradikalem Gedankengut. Die Macher des Heftes werden in die Zone der „Verschwörungstheoretiker“ verbannt. COMPACT ist political NON correct.
Als Künstler geht es mir auch um WAHRHEIT, d.h. um Wahrheit und Echtheit von Ausdruck, Körperbefindlichkeit, emotionalem Zustand, Sensibilität, Sprache, Moral. Wieweit kann ich meine Sensibilität, meine emotionalen Zustände, meine Körperbefindlichkeiten öffentlich machen – wo stoße ich an Grenzen, wo ist die Toleranz der Zeitgenossen zuende? Und was Souveränität betrifft: Ich bin abhängig von meinem Arbeitgeber, Vermieter, Familie und Freunden – aber ich möchte mein Leben möglichst selbständig und eigenverantwortlich gestalten. Dabei fühle ich mich von diesem Staat und einigen Institutionen an den Rand gedrängt, wie ein Aussätziger behandelt. Dieser Zustand ist ein guter Nährboden für Kunst und Künstler-Existenz. Ich stehe jedoch nicht nur diesem Staat und Gesellschaftsgebilde kritisch gegenüber, sondern hinterfrage auch meine eigenen Vor-stellungen, Ideen, Phantasien. Wo kommen sie her?
Mit COMPACT habe ich eine Monatszeitschrift abonniert, die teilweise meinem Bedürfnis nach Debatten, Streitkultur und Kritik entgegenkommt. Die Artikel sind gut lesbar und reich bebildert. Nicht hat alle interessieren mich, aber die Tendenz stimmt. Im Internet finden sich viele weitere Informationen.
Raimund Samson im Mai 2015